Unterstützung durch Angehörige
Sehr geehrte Angehörige,
Ihr Angehöriger wird auf unserer Stroke Unit, der Schlaganfallstation, wegen eines Schlaganfalls behandelt. In dieser für Sie plötzlich aufgetretenen und veränderten Situation möchten wir Ihnen einige Informationen zur Verfügung stellen. Wir benötigen zudem Angaben zu unserem Patienten und Sie können uns helfen.
Wir brauchen:
- den aktuellen Medikamentenplan
- den aktuellen Insulinplan, falls vorhanden
- Adresse/Telefon-Nummer vom Hausarzt
- Betreuungsausweis im Original, falls vorhanden
- Arztbrief vom letzten Krankenhausaufenthalt
- Patientenverfügung im Original, falls vorhanden
- Ihre Telefonnummer
Bringen Sie bitte außerdem Schlafanzüge, Unterwäsche, T-Shirts, feste Schuhe, einen Trainingsanzug, Pflegeartikel, einen Rollator, falls vorhanden, und einen Bademantel mit.
Diagnosen oder Untersuchungsergebnisse besprechen wir gerne in einem persönlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Bitte vereinbaren Sie einen Termin unter 02421 599-299.
Die Besuchszeit ist von 16:30 Uhr bis 19:00 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Die Visite findet in der Regelarbeitszeit dreimal täglich statt (um 09:00, 13:30 und 16:00 Uhr).
Unterstützung in der Akutphase
Ein Schlaganfall kommt meist plötzlich und unvorhergesehen. Er verändert das Leben der Betroffenen und der Angehörigen. Meist sind die Patienten von Hilfe und Unterstützung abhängig. Das ist ungewohnt und kann Angst machen.
Zunächst sind in der Akutphase geschulte Pflegekräfte da, um zu helfen und zu unterstützen. Ebenso unterstützen Physio- und Ergotherapeuten und Logopäden den Patienten, etwa durch die schnellstmögliche Mobilisation der Patienten zum Sitz/Stand/Gang.
Aber auch die Hilfe von Angehörigen ist oftmals gewünscht. Vom Schlaganfall Betroffene leiden zum Beispiel unter Lähmungen und Sensibilitätsverlust von Extremitäten, einer Sprachstörung, einer Schluckstörung oder einem Neglect. Was das bedeutet und wie Sie als Angehörige damit umgehen, möchten wir Ihnen gerne erläutern. Außerdem möchten wir erklären, was die aktivierende
Pflege nach dem Bobath-Konzept ist.
Sprachstörung
Wenn die Sprache eines Schlaganfall-Patienten nach dem Ereignis betroffen ist, können sich die Störungen unterschiedlich zeigen. Es kann sein, dass der Patient langsamer oder Sätze verkürzt spricht. Es kann auch sein, dass der Betroffene Sätze nicht versteht, er Worte verwechselt oder nicht findet. Sich nicht über das Sprechen mitteilen zu können, ist ungewohnt, man fühlt sich unverstanden und das kann frustrierend für den Betroffenen und den Angehörigen sein. Für die Verständigung bei einer Sprachstörung möchten wir Sie deshalb bitten, diese Tipps zu beachten:
- Setzen Sie Gestik, Mimik, Gegenstände ein, zeichnen oder schreiben Sie Dinge auf
- Stellen Sie Blickkontakt her
- Sprechen Sie in kurzen, einfachen Sätzen
- Wiederholen Sie Sätze, falls nötig
- Lassen Sie dem Betroffenen Zeit, um zu antworten
- Warten Sie bis Hilfe gewünscht ist
- Benutzen Sie keine „Babysprache“
- Sprechen Sie in Gegenwart des Betroffenen nicht über ihn, sondern mit ihm!
Aktivierende Pflege nach dem Bobath-Konzept
Die Physiotherapeutin Berta Bobath beobachtete in den 1940er Jahren systematisch Patienten, die an Spastiken litten, also an Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). Sie entwickelte daraufhin ein Konzept, mit dem Patienten mit einer Hirnschädigung die Funktionen, die verloren gingen, wiedererlangen können. Dazu dienen die Wahrnehmungsförderung, die Normalisierung der Muskelspannung und die Förderung der normalen Bewegung bei gelähmten Menschen. Denn das Gehirn kann lebenslang lernen.
Das Bobath-Konzept macht es sich zunutze, dass gesunde Gehirnregionen die Aufgaben übernehmen können, die ursprünglich von den defekten Regionen des Gehirns geleistet wurden.
Wenn der Patient zum Beispiel seinen Arm nach dem Schlaganfall nicht anheben kann, unterstützen die Pflegekräfte den Betroffenen, indem sie die Bewegung ständig wiederholen. Dies fördert die Gehirnleistung und damit den Patienten. Die Pflegefachkräfte der Stroke Unit pflegen, lagern, mobilisieren und bewegen die Patienten nach diesem Konzept.
Auch Sie können dabei unterstützen, indem Sie motivieren, Pausen zulassen, geduldig bleiben und natürliche Bewegungen wiederholen.
Schluckstörung
Viele Schlaganfall-Patienten, nach Schätzungen etwa die Hälfte, leiden unter einer
Schluckstörung, einer Dysphagie, in unterschiedlicher Ausprägung. Diese kann eine Lungenentzündung nach sich ziehen, wenn die feste oder flüssige Nahrung in die Lunge statt in den Magen gelangt.
Deshalb wird in der Akutphase auch ermittelt, ob eine Schluckstörung vorliegt. Ist dies der Fall, erhält der Patient zum Schutz keine orale Ernährung. Bitte bieten Sie Ihrem Angehörigen auch nichts zu essen oder zu trinken an. Entweder wird eine Magensonde oder ein Venenzugang gelegt.
Logopäden trainieren das Schlucken. Bessert es sich, können pürierte Kost und angedickte Flüssigkeiten gereicht werden.Die bei einer Schluckbeeinträchtigung
wichtige Mundpflege führen ebenfalls die Pflegekräfte in der Akutphase durch. Sie
können Sie als Angehörigen aber auch einweisen und unterstützen, damit Sie
ebenfalls bei der Mundpflege mitwirken können und dazu beitragen einer Lungenentzündung vorzubeugen.
Die Mundpflege erfolgt immer in aufrechter Sitzposition oder Seitenlage und niemals in Rückenlage. Sie können zum Beispiel einen Watteträger befeuchten, etwa mit leckerem Tee, und damit den Mund pflegen.
Neglect
Ein Neglect wird auch als halbseitige Aufmerksamkeitsstörung bezeichnet. Betroffene nehmen eine Seite, etwa ihres Körpers oder des Raums, nicht wahr. Wenn der Neglect zum Beispiel die rechte Seite betrifft, hört der Patient Sie nicht, wenn Sie ihn von dieser Seite aus ansprechen. Oder er stößt gegen Dinge, die sich im Raum rechts von ihm befinden. Der Patient ist sich aber oft nicht bewusst, dass er eine Seite nicht wahrnimmt.
Von Beginn an wird versucht, das Blickfeld des Betroffenen wieder auf die Mitte zu
lenken. Natürlich sollte in der Frühphase der Nachttischschrank auf der Seite stehen, die der Betroffene wahrnimmt. Aber Angehörige können zum Beispiel die nicht wahrgenommene Hand halten oder in diese Dinge anreichen.
Sprechen Sie langsam und deutlich, da sich die gestörte Aufmerksam auch auf das Verstehen auswirkt. Da die neue Situation für den Patienten insgesamt anstrengend ist, sollte geduldig und allmählich, nicht zu schnell, vorgegangen werden.
Physiotherapie
Die Physiotherapie im Rahmen der Stroke Unit beginnt in der Regel in den ersten 24 Stunden. Nach einem allgemeinen Befund mit neurologischen Testungen folgt eine zielgerichtete Behandlung. Hierbei steht die Vermeidung bleibender Behinderungen im Vordergrund unter Anleitung des Patienten zur größtmöglichen Selbständigkeit.
Es werden die Körperwahrnehmung geschult, normale Bewegungsabläufe gebahnt
sowie pathologische Bewegungsmuster gehemmt. Dabei wird überwiegend in Anlehnung an das Bobath- sowie PNF-Konzept durch speziell ausgebildete Therapeuten behandelt.
Der Sozialdienst im St. Augustinus Krankenhaus
Der Aufenthalt im Krankenhaus stellt für betroffene Patientinnen und Patienten sowie für deren Angehörigen oft eine große Belastung dar. So können bei schweren Erkrankungen seelische und soziale Notlagen entstehen. Der Gesundungsprozess kann dadurch belastet, der Krankenhausaufenthalt verlängert werden.
Krankheit bringt oft einschneidende Veränderungen und große Nöte im Leben der
Betroffenen mit sich, bedeutet häufig eine Veränderung des Körpers und unter Umständen die Veränderung der kompletten Lebenssituation und wird oft zur Ausnahmesituation, die als Krise erlebt wird. Sie führt zu Unsicherheiten über die eigene Zukunft, über die Versorgung von Familienmitgliedern und sie ruft Ängste und Befürchtungen über die Folgen der Krankheit hervor.
Für den Sozialdienst bedeutet dies, Hilfen und Informationen bei der Krankheits- und Lebensbewältigung zukommen zu lassen. Wir verstehen uns hierbei als Teil des Behandlungssystems und als fachdienstliche Ergänzung der ärztlichen Behandlung und pflegerischen Versorgung.
Die Unterstützung durch den Sozialdienst ist eine wichtige Ergänzung zur medizinischen und pflegerischen Versorgung im Krankenhaus. Abseits der Krankengeschichte orientiert er sich an der individuellen Lebenssituation, dem sozialen Umfeld und den vorhandenen Ressourcen der Patienten. Hierbei steht die leistungerschließende Beratung und Begleitung im Vordergrund. Der Sozialdienst
unterstützt Sie in allen Belangen, die sich im Zusammenhang mit dem Krankenhausaufenthalt ergeben, so z. B.:
- Einleitung stationärer und ambulanter Anschlussheilbehandlungen
- Antrag auf Pflegegeld/Schwerbehindertengesetz
- Vermittlung häuslicher Krankenpflege
- Vermittlung von Kurzzeit- oder vollstationärer Pflege
- Beschaffung von Pflegehilfsmitteln
- Beratung und Vermittlung zu weiterführenden Angeboten (z. B. Selbsthilfegruppen, sozialpsychiatrischer Dienst)
So erreichen Sie den Sozialdienst:
02421 599-889